Heilige Nacht am Reformationstag 2017

Thu, 02 Nov 2017 15:15:45 +0000 von FSJ KKJD

„Wie viel ist der Mensch wert?“ - Materiell betrachtet sieben Euro, so sagt die Chemikerin. Eltern kostet ein Kind im Schnitt über 122000 Euro. Ist das alles? Bestimmt nicht!

„Wir definieren uns über das, was wir vor Augen haben,“ Deniz Avsar, 16 Jahre alt, steht in der mit Scheinwerfen ausgeleuchteten Kirche, „wir bewerten andere durch das, was wir überprüfen können. Das kann für mich nicht alles sein!“

In der Pauluskirche ist es so still, dass man die Flammen der Kerzen flackern hören kann. 100 Jugendliche aus 10 Kirchengemeinden des ganzen Kirchenkreises feiern Gottesdienst. Aber nicht nur irgendeinen Gottesdienst. Nein. Ein Gottesdienst mit Theater und viel Musik. Immer wieder wird in den Liedern, Theaterszenen und der Predigt über den Wert des Menschen nachgedacht. Sind es 7 €? Kostet ein kompletter Mensch in seinen einzelnen Organen 44.701.295,82 € an Versicherungen? Oder ist jeder Mensch ganz unterschiedlich viel wert?

„Den Wert eines Geldscheines legt die europäische Zentralbank fest“, erklärt Kreisjugendwartin Susanne Mauk, „Der Wert des Menschen ist unermesslich und wird von Gott selbst festgelegt.“

Es gilt das Ereignis der Reformation ins Heute zu übersetzen, um junge Menschen dafür zu begeistern. Eine ganze Nacht mit Konzerten und Workshops gestalten, fordert heraus.

Wer schon immer die Wartburg aus Lego-Steinen nachbauen wollte, oder in dunkler Nacht über einen Friedhof laufen möchte, ist hier gut aufgehoben. Es werden Freundschaftsbänder in allen möglichen Farben geknüpft, oder einfach bei einem Film im Jugendhaus „Der Laden“ zusammen entspannt. Eine große Plane markiert im Vorraum der Kirche wo das selbst belegte Fladenbrot gegessen werden darf. Direkt daneben: Per Hand drucken. Dies sind alles im Sinne der Reformation typische handwerkliche Beschäftigungen. Dazu kommen noch Kerzen ziehen, filzen und Kaligrafie. Und wer sich nicht allzu ernst nimmt, wühlt auch schon mal in der Verkleidungskiste des Identitäts-Workshops mit Vorher-Nachher-Bildern.

Das absolute Highlight? Ganz eindeutig das Schwarzlicht-Labyrinth einer Gruppe Paulus-Teamer, unter der Leitung von Deniz Avsar erbaut. Diese Idee haben sich die Jugendlichen bei einer Studienreise in Wittenberg abgeschaut.

„Und,“ setzt Michael Dierßen, Jugendpastor, hinzu, „das Spannendste ist, in der Kirche zu übernachten - mit Schlafsack und Isomatte.“ Aber vorher wird gefeiert! Mit Band und Live-Musik natürlich. Der Kirchsaal wird zur Tanzfläche und die Orgel weicht rockigen Gitarren und knallenden Schlagzeugschlägen der Ovelgönner Musiker.

Ein letztes Lied um Mitternacht und schon die Ansage: „Holt eure Schlafsäcke und macht es euch bequem!“ Doch für viele heißt es: „Schlafen? Noch lange nicht!“ Neben den musikalisch untermalten Stundengebeten fanden sich auch Gruppen im Jugendraum der Kirche zusammen und spielten bis Sonnenaufgang zusammen „Mensch-Ärger-Dich-Nicht“.

Um 7 Uhr aufstehen, also für die, die geschlafen haben.

Auf den Fluren überall Zombies, Konfies wie auch Teamer. Anstrengend war‘s, aber der Spaß überwiegt.

Eine wertvolle Erfahrung.

„Der Mensch ist wertvoll,“ überzeugt Denis Avsar, „Weil Gott seinen Wert bestimmt und weil jeder Mensch mit voller Absicht anderen unter die Arme greifen kann, die Hilfe brauchen. Damit gebe ich dem anderen seinen Wert. Das war Reformation 1517. Und wer will abstreiten, dass es heute anders ist!“

Tom Kentel + Susanne Mauk

Weitere Bilder befinden sich in der Galerie:

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